Rennmäuse einfach vergesellschaften - Adult und Jungtier VG
Eine Vergesellschaftung wird durchgeführt, um zwei sich unbekannte, oder zerstrittene Mäuse zusammenzuführen. (Streit bei den Rennmäusen vermeiden)
Rennmäuse sind sehr revierbezogene Tiere, die niemals einfach so zusammengesetzt werden dürfen. Darum muss eine Vergesellschaftung durchgeführt werden. Um zwei Rennmäuse zu vergesellschaften gibt es unterschiedliche Vorgehensweise und verschiedene Methoden, die individuell an die Mäuse angepasst werden können.
Adult Vergesellschaftung:
Mäuse die älter als 12 Wochen sind gelten bei einer VG (=Vergesellschaftung) als erwachsene Mäuse. Werden also zwei Mäuse miteinander vergesellschaftet die älter als 12 Wochen sind, wird eine Adult-VG durchgeführt. Im Gegensatz zu einer Jungtier-VG, brauchen die Mäuse bei einer Adult-VG mehr Zeit um sich kennenzulernen. Damit die Mäuse sich langsam kennenlernen können und nicht sofort einer fremden Maus ausgesetzt sind, findet das erste Kennenlernen an einem doppelten Gitter statt.
VG Gehege:
Die VG kann im normalen Gehege, oder in einem extra VG-Gehege statt finden. Das Gehege wird mit einem Gitter in zwei gleich große Hälften geteilt. In den ersten 2-3 Tage ist es sinnvoll ein doppeltes Gitter zu verwenden, damit die Mäuse sich beim Beschnuppern nicht gegenseitig verletzen können. Das VG-Gehege sollte ungefähr eine Größe von 80*40cm haben.
Folgendes sollte im VG-Gehege auf jeder Seite sein:
- Wassernapf & Frischfutternapf
- Laufrad
- ein kleines Versteck
- Sandbad (nicht unbedingt nötig)
- Nagematerial
- 3-5cm hohes Einstreu
Ablauf und Verhalten am Trenngitter:
In den ersten 2-3 Tagen sollte ein doppeltes Gitter zwischen den Mäusen sein, damit sie sich beim Beschnuppern nicht gegenseitig verletzen können. Bei den ersten Begegnungen am Gitter ist es normal, wenn die Mäuse angespannt sind und das zeigen indem sie mit dem Schwanz wedeln, mit den Hinterfüßen trommeln, aggressiv am Gitter nagen, oder panisch weglaufen/sich verstecken. Spätestens nach 4 Tagen sollte sich dieses Verhalten gelegt haben, ansonsten ist es sinnvoll die VG abzubrechen.
Nach 3-4 Tagen kann man einen Seitentausch durchführen und das doppelte Gitter entfernen, sodass die Mäuse nur noch mit einem Gitter getrennt sind. Wenn die Mäuse nicht handzahm sind oder gestresst wirken, ist ein Seitentausch nicht unbedingt notwendig. Es ist auch möglich nur das Sandbad, oder das Nest zu tauschen. Mehrmals täglich die Seiten zu tauschen ist nicht notwendig und sehr stressig für die Mäuse.
Die Mäuse dürfen erst zusammengeführt werden, wenn sie am Gitter friedlich sind, das heißt kein trommeln, beißen, Schwanz wedeln, Zähne knirschen, gesträubtes Fell, oder andere Zeichen von Aggressivität/Angst zeigen. Viele Mäuse ignorieren sich nach einigen Tagen am Gitter, oder beschnuppern sich hin und wieder durchs Gitter. Häufig versuchen die Mäuse sich durch das Gitter gegenseitig zu putzen.
Bei einer Adult VG empfiehlt es sich die Mäuse 5 - 14 Tage am Trenngitter zu lassen. Ein guter Richtwert ist eine Woche, vorallem für unerfahrene HalterInnen ist es empfehlenswert, die Mäuse mindestens eine Woche am Trenngitter zu lassen. Länger als 14 Tagen sollten die Mäuse nicht am Trenngitter sein, das kann Agressionen fördern und bedeutet großen Stress für die Mäuse.
Die Zusammenführung:
Vorbereitung:
Die Zusammenführung sollte nicht direkt im VG-Gehege gemacht werden sondern an einem neutralen Ort. Die Mäuse sehen ihren Teil des VG-Geheges als ihr Revier an und verteidigen dieses Revier dementsprechend. Wird einfach das Trenngitter hochgezogen kommt es deshalb oft dazu, dass die Mäuse sich sofort bekämpfen.
Die Zusammenführung kann z.B. in einer großen Sammlabox gemacht werden. Eine Transportbox ist ungeeignet, weil die Mäuse dort zu wenig Platz haben um die Rangordnung vernünftig klären zu können. Die Mäuse sollten bei der Zusammenführung eine Fläche von ungefähr 0,4qm zur Verfügung haben. In den ersten Stunden der Zusammenführung sollten keine Einrichtungsgegenstände oder Verstecke im Gehege sein. Auch das Laufrad wird vorerst herausgenommen. Futter und Nagematerial können die Mäuse beruhigen, darum sollte beides großzügig im Gehege verteilt werden. Werden Klopapierrollen zum Nagen angeboten ist es wichtig, diese der Länge nach auseinanderzuschneiden, um ein Zusammentreffen in der Rolle zu vermeiden.
Bei der Zusammenführung sollten zwei Transportboxen (oder zwei kleine Gehege) bereit stehen, um die Mäuse im Notfall sofort trennen zu können. In den Boxen sollte sich Zewa anstatt Einstreu befinden, damit mögliche Bisswunden sich nicht entzünden.
Um bei Beißereien besser eingreifen zu können ist es wichtig, bissfeste Handschuhe zu tragen. Es kann passieren, dass sich die Mäuse ineinander verbeißen, dann sollte z.B. ein Stück Karton, oder ein Pfannenwender bereit liegen, mit dem man zwischen die Mäuse geht, um sie zu trennen. (Rennmaus Verletzungen)
Achtung: Während einer Vergesellschaftung können die Mäuse sehr fest zubeißen. Greift man bei einem Streit zwischen den Mäusen ein, fühlen diese sich häufig angegriffen und verbeißen sich in der Hand. Darum ist es unbedingt notwendig, während der gesamten Zusammenführung bissfeste Handschuhe zu tragen. Auch handzahme Mäuse die im Normalfall nicht beißen, können während einer VG nicht mehr zwischen der Hand des Menschen und einem Angreifer unterscheiden.
Für die Zusammenführung ist einige Zeit erforderlich, in den ersten paar Stunden dürfen die Mäuse nicht aus den Augen gelassen werden. Auch in den darauffolgenden 24 Stunden ist noch Vorsicht geboten.
Verhalten während der Zusammenführung:
Beim ersten Zusammentreffen ohne Trenngitter ist jagen, besteigen und gegenseitiges boxen ganz normal. Zwischen dem Jagen sollten immer wieder Pausen sein, damit sich die Mäuse erholen können. Kurzes Knäulen (nicht länger als 3-4 Sekunden) ist normal, allerdings ist es sinnvoll beim Knäulen sofort dazwischen zu gehen, bevor es zu Bissen kommt.
Auch wenn eine VG sehr aufregend und stressig sein kann, sollte man als Halter versuchen ruhig zu bleiben, damit die Mäuse keine Unsicherheiten spüren und es möglich ist konzentriert und ruhig zu handeln, falls es nötig ist einzugreifen.
Manchmal kann es sinnvoll sein die Mäuse nochmal 1-2 Tage ans Trenngitter zu setzen, wenn bei der Zusammenführung viel gejagt/geknäuelt wird. Kleine Bisswunden/Kratzer am Rücken/Hinterteil bedeuten nicht unbedingt, dass die VG gescheitert ist. Wenn die Mäuse allerdings immer wieder sofort aufeinander los gehen oder größere Verletzungen entstehen, sollten sie getrennt werden.
Die VG war erfolgreich, wenn die Mäuse nach ein paar Tagen/Wochen ins Endgehege umziehen können und dort friedlich bleiben. Manchmal schlafen die Mäuse schon nach wenigen Stunden gemeinsam in einem Nest, trotzdem müssen sie unbedingt noch beaufsichtigt werden.
Mit unter sind die Mäuse während der Zusammenführung erst an ihrer Umgebung interessiert und die Rangordnung wird erst Stunden später ausgemacht. Wenn die Mäuse auffällig ruhig sind, sich kaum beschnuppern und die andere Maus nicht wirklich beachten, haben sie meistens noch nicht damit begonnen die Rangordnung zu klären. Bei einer Adult VG ist es sehr unüblich, dass die Mäuse sich nur kurz beschnuppern und die Rangordnung damit geklärt ist, fast immer gehören kleine Rangeleien und heftiges beschnuppern dazu.
Nach der Zusammenführung:
Wenn die Zusammenführung erfolgreich war, ist es sinnvoll die Mäuse noch mindestens eine Nacht im VG-Becken ohne Einrichtung zu lassen. Danach kann langsam die Einrichtung wieder aufgestockt werden. Um Streitereien zu verhindern ist es wichtig, immer nur kleine Veränderungen vorzunehmen. Falls es zu Streitereien kommt, sollte die letzte Veränderung wieder rückgängig gemacht werden. Bis die Mäuse ins Endgehege ziehen sollte mindestens eine Woche vergangen sein, der Umzug kann ansonsten Streit auslösen. Beim Umzug empfiehlt es sich das Einstreu und die Einrichtung zu verwenden, die die Mäuse seit der Zusammenführung haben. Nach 4-5 Tagen im Endgehege kann damit begonnen werden die Einrichtung aufzustocken, allerdings sollte auch dabei langsam vorgegangen werden. Kommt es zu Streit/Jagerein, sollte die letzte Veränderung im Gehege wieder rückgängig gemacht werden.
Re-Vergesellschaftung:
Eine Re-Vergesellschaftung wird durchgeführt wenn zwei Mäuse nach einem Streit, oder einer längeren Trennung wieder miteinander vergesellschaftet werden sollen. Die VG kann genauso durchgeführt werden wie die oben beschriebene Adult VG. Die Mäuse sollten zwei Wochen bevor mit der VG begonnen wird, keinen Sicht oder Riechkontakt haben.
Es ist möglich, die Mäuse nach einem Streit wieder zu vergesellschaften, allerdings ist das je nach Ausmaß des Streits mehr oder weniger sinnvoll. Bei vielen Bisswunden, oder Bisswunden im Hals und Nackenbereich ist es besser keinen VG-Versuch mehr zu unternehmen und jeweils einen neuen Partner für die Mäuse zu suchen. Wenn die Mäuse schon öfter kleine (oder große) Streitereien hatten, ist ebenfalls von einer erneuten VG abzuraten.
Jungtier Vergesellschaftung:
Die Vergesellschaftung mit einem Jungtier ist meistens einfach und nicht so zeitintensiv wie eine Adult-VG. Im Alter von 8-10 Wochen haben die Mäuse noch keinen Eigengeruch und werden darum fast immer ohne Probleme von der älteren Maus angenommen.
Jungtiere können ohne Trenngitter vergesellschaftet werden. Es ist sinnvoll das Jungtier vor der Zusammenführung einige Stunden im Nest/Einstreu der älteren Maus zu lassen, damit das Jungtier den Geruch der anderen Maus annimmt.
Wird sich dazu entschieden auch das Jungtier am Trenngitter zu vergesellschaften sollte darauf geachtet werden, dass die Mäuse nicht länger als einen Tag am Trenngitter sind. Die Jungtiere sind meistens ganz frisch von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt und fühlen sich darum sehr einsam und unsicher, wenn sie alleine sind.
Verhalten bei einer Jungtier VG:
Viele Jungtiere sind bei der VG sehr ängstlich und verstecken sich sofort, manchmal regt dieses Verhalten das ältere Tier dazu an das Jungtier zu jagen. Wird bei einer Jungtier VG stark gejagt kann es hilfreich sein, den Platz zu verkleinern.
Um die andere Maus zu beruhigen fiepen die meisten Jungtiere viel, wenn sie von der älteren Maus beschnuppert werden. Dieses Verhalten ist ganz normal und gehört zu den meisten Jungtier VGs dazu. Auch grobes Putzen, auf den Rücken drehen und den Kopf der anderen Maus mit den Pfoten hinunterzudrücken sind normale Verhaltensweisen.
Vor allem bei einer Jungtier VG trauen sich die Jungtiere oft noch nicht ins Nest der anderen Maus. Das legt sich normal nach 1-2 Tagen.
Wenn die Mäuse gemeinsam in einem Nest schlafen und die Rangordnung geklärt ist, können sie ins Endgehege umziehen. Bei einer Jungtier VG kann mit dem Aufstocken und dem Einrichten des Geheges schneller vorgegangen werden als bei der Adult VG, trotzdem sollten die Mäuse in der Zeit nach der VG gut beobachtet werden.
VG gescheitert - und jetzt?
Leider ist es nicht selten der Fall, dass eine VG nicht klappt. Die Mäuse haben unterschiedliche Charaktere und einzigartige Persönlichkeiten, weshalb nicht alle Mäuse miteinander harmonieren.
Ist eine Vergesellschaftung gescheitert ist es wichtig, die Mäuse komplett zu trennen und nicht wieder ans Gitter zu setzen. Nach 2 Wochen kompletter Trennung, kann ein erneuter VG-Versuch gestartet werden. Je nachdem wie die letzte VG verlaufen ist, kann eine VG mit der selben oder einer anderen Maus probiert werden. Es empfiehlt sich vor der Aufnahme einer Maus mit den Besitzern/Tierheim/Züchter/... abzuklären, ob die Maus wieder zurück kann, falls die VG scheitert.
Oft sind mehrere Versuche mit unterschiedlichen Mäusen nötig, bis eine Vergesellsachftung klappt. Auch wenn sich VGs manchmal schwierig gestalten, brauchen Rennmäuse unbedingt einen Partner.
Du hast noch Fragen zur VG oder benötigst Unterstützung? Dann schreib mir einfach eine Email: rennmaeuse.oesterreich@gmail.com
{{percentage}} % positiv